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Am 28. Januar 2019 fand in den Räumen der Wilhelm-Röpke-Schule ein Europa-Dialog zwischen SchülerInnen des Beruflichen Bildungszentrums und Guido Wolf, dem Minister für Justiz und Europa, statt.

Er kam zusammen mit dem Landrat Dr. Christoph Schnaudigel, mit dabei waren auch Oberbürgermeister Johannes Arnold und die drei Landtagsabgeordneten Christine Neumann-Martin (CDU), Barbara Saebel (Grüne) sowie Jonas Weber (SPD).

Nach der Begrüßung durch den Landrat betonte Herr Arnold die wichtigste Errungenschaft der europäischen Zusammenarbeit, den langewährenden Frieden. Er habe 1991 als Sozialarbeiter in Belfast den Religionskrieg zwischen Briten hautnah miterleben können und erfahren, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit sei. Die europäische Idee führte schließlich dazu, dass ein über Jahrhunderte schwelender Konflikt schließlich beigelegt wurde.

Auch der Minister für Justiz und Europa wies in seinem Impulsvortrag darauf hin, dass die Idee der Europäischen Union Ansporn und Verpflichtung für alle sei – egal, ob Jung oder Alt, Politiker oder Bürger. Die gemeinsamen Werte, auf die man sich berufen könne, seien eigentlich viel wichtiger als Wirtschaftsfaktoren wie Warenverkehr oder Binnenmarkt. Im Moment habe die EU mit mehreren „Baustellen“ zu kämpfen: sei es der Brexit, Justiz-„Reformen“ in Ungarn oder Polen oder auch die Gesetzgebung in Rumänien. Es gehe um Fragen der Zusammenarbeit mit Ländern wie den USA, Russland, der Türkei oder China.

Dabei betonte er, dass die EU  und die Auseinandersetzung mit ihr und ihren Problemen nicht zu abstrakt werden dürfe: „Europa muss im Herzen ankommen!“, zum Beispiel durch das Austauschprogramm Erasmus+, bei dem nicht nur Studenten, sondern auch Auszubildende oder auch Senioren an einem europäischen Austausch teilnehmen könnten.

Frau Märkt, die Schulleiterin der Wilhelm-Röpke-Schule, die die anschließende Fragerunde moderierte, wies darauf hin, dass die Zusammenarbeit der drei Schulen im Beruflichen Bildungszentrum als Vorbild, als eine Art „Mini-Europa“ dienen könnte: zusammen stehe man immer besser da als alleine. Die SchülerInnen aller drei Schulen hatten sich mit Fragen auf drei Themenblöcke vorbereitet: die Bedeutung von Europa für Jugendliche, die Rolle der EU im internationalen Rahmen und die zukünftigen Herausforderungen der EU.

Bei sehr vielen Fragen und Antworten zu Themen wie EU-Erweiterung, Sicherheit an den Außengrenzen, Flucht, Entwicklungspolitik, Bildungsstandards oder Klimawandel kam ein zentraler Aspekt immer wieder zum Vorschein: die jüngeren Generationen, die keinen Krieg mehr miterlebt haben, halten vieles für selbstverständlich und sehen die Notwendigkeit, sich um europäische Fragen zu kümmern, gar nicht als relevant an. So klingt die Antwort auf die Frage, was konkret die EU denn für Jugendliche bringe, auf den ersten Blick eher banal: sie hat mehr als 70 Jahre Leben in Frieden ermöglicht, steht ein für gemeinsame Werte, garantiert Freizügigkeit, auch für Arbeitnehmer und bietet jungen Leuten allerlei Perspektiven. Dennoch wäre ein Leben, so wie es heute geführt werden kann, ohne diese Voraussetzungen gar nicht möglich.

Minister Wolf wies auch selbstkritisch darauf hin, dass Deutschland seine Position bisweilen überdenken und in bestimmten Dingen auch von anderen europäischen Partnern lernen müsse. Unterschiedliche Entwicklungen in verschiedenen Ländern seien immer auch mit deren Geschichte und Tradition verbunden und ließen sich nicht eins zu eins auf ein anderes Land übertragen. Aufgrund der Verschiedenheit – die ja auch von Vorteil sein kann – sei es aber beim Einstimmigkeitsprinzip, mit dem die essentiellen Fragen entschieden würden, nicht immer leicht, zu einer Entscheidung zu kommen. Er wies auch darauf hin, dass ein Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten in einigen Bereichen durchaus eine Berechtigung habe. Des Weiteren habe Baden-Württemberg  in den letzten Monaten ein Europa-Leitbild erstellt, das Anstoß für wichtige Fragen der Zukunft geben soll; immer auch mit Blick auf das europäische Motto „Einheit in Vielfalt“.

Zum Schluss des Europa-Dialogs betonte Minister Wolf noch einmal die Wichtigkeit der Europawahl und die Tatsache, dass junge Leute sich einbringen sollten; außerdem sei es wichtig, vor dem Einstieg in die Politik auch etwas anderes gesehen zu haben, um von einem Erfahrungsschatz aus dem „normalen“ (Arbeits-)Leben profitieren zu können.

„Mir ist noch einmal klar geworden, wie wichtig Europa eigentlich ist. Das sollte man mehr zu schätzen wissen“, so ein nachdenklicher Teilnehmer nach dem Ende des Europa-Dialogs.